Deutschlands zweitgrößte Privatbank Die letzte Personalrochade des Commerzbank-Oberaufsehers
Der scheidende Aufsichtsratschef der Commerzbank setzt den letzten Stich: Helmut Gottschalk drängt Aufsichtsratsmitglied und Ex-Adidas-Finanzvorstand Robin Stalker zum Amtsverzicht. Hilft das dem Bund, seine Macht auszubauen?
Helmut Gottschalk amtiert nur noch kurze Zeit als Aufsichtsratschef der Commerzbank, im Frühjahr übergibt er den Posten an den früheren Bundesbank-Chef Jens Weidmann. Aber der 71-jährige Gottschalk steckt noch immer voller Tatendrang – und hat sich nun offenbar zu einer letzten und überraschenden Personalrochade entschieden.
Der bevorstehende Umbau des Commerzbank-Aufsichtsrats fällt anders aus als bislang erwartet: Gottschalk drängt den langjährigen Adidas-Finanzvorstand Robin Stalker dazu, das Kontrollgremium zu verlassen, erklärten mehrere Bankinsider gegenüber der WirtschaftsWoche. Stalker soll seinen Posten zugunsten des ehemaligen FDP-Schatzmeisters Harald Christ räumen. Nach früheren Plänen hatte Frank Czichowski, einst Manager der Staatsbank KfW, sein Amt für Christ aufgeben sollen. Christ soll dem Aufsichtsrat ab der Hauptversammlung der Bank im Mai angehören und in dem Gremium zusammen mit dem Ex-Bundesbanker Weidmann die Interessen des Bundes vertreten, der seit der Finanzkrise der größte Einzelaktionär der Commerzbank ist.
Baut der Bund seine Macht bei der Bank aus?
Der Grund für das personelle Durcheinander: Offenbar ist zu spät aufgefallen, dass die Aktionärsvertreter im Aufsichtsrat weiterhin Czichowskis Spezialwissen benötigen. Er gilt als Fachmann für das Risikomanagement von Banken, doch neben ihm ist nur ein weiterer Aufsichtsrat, der frühere DZ-Bank-Manager Frank Westhoff, Experte in dieser Disziplin.
Bei den übrigen Aktionärsvertretern im Kontrollgremium handelt es sich etwa um einen Versicherungsexperten, eine frühere Mineralölmanagerin und eine Digitalberaterin. Auch Gottschalks Nachfolger Weidmann kann den Mangel an Risikomanagement-Wissen nicht wettmachen. Der Ex-Bundesbanker ist zwar ein ausgewiesener und anerkannter Finanzexperte, hat jedoch nie in einer Bank gearbeitet.
Noch mehr Aufsichtsräte könnten gehen
Die Personalrochade könnte die Macht des Bundes in dem Kontrollgremium stärken. Der Bund hatte einstmals Czichowski und die Managerin Jutta Dönges, die lange die bundeseigene Finanzagentur leitete, als seine Vertreter in den Aufsichtsrat entsandt. Da Dönges, wie bereits vor Monaten berichtet worden ist, dem Gremium ebenso weiterhin angehören darf wie Czichowski, würde der Kontrollrat mit dem Ex-FDP-Schatzmeister Christ und dem früheren Bundesbanker Weidmann bald vier Mitglieder mit engen Drähten zur Bundesregierung aufweisen. Mancher hochrangige Commerzbank-Insider zeigt sich darüber irritiert und findet die Ballung „merkwürdig“. Andere betonen dagegen, Czichowski und Dönges seien „unabhängige Köpfe“.
Insider rechnen damit, dass neben Stalker mehrere Arbeitnehmervertreter aus dem Aufsichtsrat ausscheiden, darunter Alexandra Krieger, Managerin der Chemiegewerkschaft IGBCE.
Ein Sprecher des Commerzbank-Aufsichtsratsvorsitzenden bestätigte der WirtschaftsWoche den Rückzug von Stalker. Er bestätigte zudem, dass Gottschalk Czichowski im Amt halten wolle.
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Author: David Wyatt
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